Archiv





Schreiben mit allen Mitteln

Aktionen und Interventionen
im Literaturhaus Köln



Die Arbeiten dieser Ausstellung, die auf Schrifttum, Schreiben und Beziehungen zu Texten eingehen, nutzen den Raum zu Installationen und Aktionen. Die Ausstellungsreihe SCHREIBEN MIT ALLEN MITTELN will in den Sprachen der Kunst inszenierte Lese- und Schreibvorgänge vorstellen. Innerhalb des Literaturhauses und seines Standorts inmitten von Medienbüros und Fernsehanstalten schafft dies eine Auseinandersetzung von Wirklichkeiten. Die genannten Künstler haben sich in dieser Auseinandersetzung bereits ausgewiesen und werden Projekte entwickeln, die sich auf diesen Ort beziehen.
Als Teil des jeweils zweiwöchigen Ausstellungszyklus finden Gespräche statt, Vorträge, Ereignisse, zu denen Künstler und Gäste laden.

Vadim Zakharov:
Reading in the Dark

Editionen, Lese-Performance, Zeichnung und Buchherstellung eröffnet von Dorothea Zwirner am 28.10.02

Ausstellungsdauer vom 28.10. - 30.11.02

Vadim Zakharov tritt in seinen Ausstellungen und in seinen Büchern als Pastor Zond auf. Die Bildgeschichten um Pastor Zond - die Figur, die seit seinem Umzug nach Köln existiert, also etwa seit 1992 - wirken in den Bildern der Ausstellung - den Installationen, die fast immer auch Prozesse mit beteiligten Freunden oder Bekanntschaften belegen - oder sie sind Gegenstand seiner Bücher. Die Bücher können ebenso wie die Menschen Gestalten seiner Installationen sein. Der Umgang mit der Literatur als einem Körper -historisch, metaphysisch, existenziell oder kunsthandwerklich -ist der Gruppe der Inspektion Medical Hermeneutics eigen, der der Künstler zugehört. Vielleicht existiert sie als Gruppe inzwischen deshalb, weil Vadim Zakharov die Arbeit von Anufriev, Prigow, Pepperstein -um einige Künstler dieser Gruppe zu nennen - archiviert bzw. sie in sein Treiben einbindet. Das hier abgebildete Foto vom Kampf mit einem Sumo-Ringer entstammt der leibhaftigen Begegnung während einer Ausstellung in Japan und ist Teil der dieser Ausstellung zugehörigen Bildreihe.


Thom Barth
Thom Barth verwendet Kopienfolien für die Gestaltung der Kuben, die im Literaturhaus gezeigt werden. Diese Druckvorlagen findet er oder produziert er selbst, indem er Kopien aus medialen Schriften herstellt. (Mediale Schriften sind die Schriften, die uns im Bild/Wort Verbund aus allen Kanälen überfluten). Der uns umgebende Raum ist (fast) immer schon mit ihnen beschrieben. Aus dieser kulturellen Textur, in der wir uns sehend/hörend/ wahrnehmend behaupten/erfinden/ beschreiben, faltet Barth "neue" Räume.
Der Kubus ist dann so etwas wie ein offener , d.h. nicht endgültig beschriebener Begriff, der die Wahrnehmung des Gelesenen befragt bzw. neu konstitutiert, d,h. die Kuben, gehen auf den vorgefundenen Raum ein, beschreiben ihn neu und transformieren ihn so. Zwangsläufig entstehen an verschiedenen Orten unterschiedliche Größen von Kuben, denn Thom Barth´s Kuben sind ja Gegenschrift, Pamphlete gegen die vorgefundenen Mitteilungen eines Raumes, siehe der Kubus im Marmorsaal im Palais Liechtenstein, den Thom Barth da 1987 errichtete, oder nun neu und deshalb weisen wir in dieser Ausstellung hin, der Kubus in der Martinskirche in Kassel. Eine Arbeit, die zur Documentazeit dieses Jahr dort realisiert wird. Die Art des Umschreibens (und der kritischen Untersuchung) vorhandenen Text -und Bildmaterials in eine ästhetische Dimension kann SCHREIBEN MIT ALLEN MITTELN genannt werden.