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R.J.Kirsch, DREI STILLLEBEN, Audio-Installation im Kunstverein Viernheim, 2013





R.J.Kirsch | Drei Stillleben / Werkzeug

ECHO

Bereits im Altertum war das Licht ein Gegenstand ausgiebiger Betrachtung. Die vormoderne Physik als Disziplin philosophischer Welterklärung hatte zu dem Phänomen einen Zugang jenseits moderner Forschungs-und Meßmethoden. Plato z.B. ging davon aus, daß das Sichtbare die Folge eines Sehstrahls sei, den der Betrachter auf die Welt richtet. Der im ersten Moment absurd anmutende Ansatz erscheint angesichts neuester Technologie nicht mehr so abwegig: Im Begriff des Scanning, das Grundlage aller digitalen Erfassungstechnologien bildet, bekommt der platonische Sehstrahl eine aktuelle Variante. Zeile für Zeile werden mit Lasern Oberflächen abgetastet und machen die Welt für die digitale Verarbeitung sichtbar. Ein Scanning ganz anderer Art, und damit ebenfalls die Fortführung des Begriffs des platonischen Sehstrahls verfolgt der Kölner Künstler R.J.Kirsch in seinem Projekt „Stillleben“. In minutiös ausgeführten Bildbeschreibungen gibt er mittels Sprache Fotografien wieder. Hier bei geht er nach eigenem Bekunden ähnlich vor wie bei der Anfertigung einer Zeichnung. Einem Blickweg folgend, tastet er die Szenerie eines Stilllebens gegen den Uhrzeigersinn kreisförmig ab. Das Ergebnis ist ein Text, der anstelle des Bildes steht. In einem weiteren Schritt werden diese Texte gesprochen wiedergegeben. Der Betrachter, der nun zum Hörer wird, hat die Möglichkeit, das Bild in seiner eigenen Imagination wie der aufleben zu lassen. Letztendes thematisiert die Arbeit aber den Anspruch, Welt mittels Sprache erschöpfend zu beschreiben.

Sprecher: Michael Schorries
Ton-Technik: Christian Kallinowski
mit freundlicher Unterstützung der Galerie Rachel Haferkamp, Köln