"Die Nacht des Idols"
Ein Drama aus der Butoh-Box ( Mixed Media, Butoh, Noh)
Der Kaiserliche Feldkurier Karol Katai durchquert die pelagonische Ebene, um dem Präsidenten des Ost-Reiches den Kopf des Revolutionsführers der West-Provinz zu bringen.
Am Fluss Evros stösst Madame Tilda,die Geliebte des Kuriers, auf den Truppe, sowie 3 Bauern, die gekommen sind, den Kopf zu sehen. Es kommt zu einer Auseinandersetzung, in der die Machtverhältnisseim Kampf verändert werden. Im historischen Gewand japanischer und osmanischer Machtbedingungen scheinen die feudalen Ordnungen heutiger Konzerne durch.
Personen
Karol "Tundsch" Katai: Kurier
Der Kopf des John Baquera, Rebell, Putschist
Baquera Resurrected
Madame Tilda (Idol, Dschinn, Füchsin, BP Agentin, Rebellin?)
Fahrer: Jim (Kyogen = Bootsführer)
Brückenwart: Jeff
3 Bauern (Chor)
Die Eskorte(Begleitschutz) Th.1 und P.2 (wakitsure: Soldaten)
Das Kind: Kokata (Revenant)
Shite:Riese
Der Geist des Karol Katai (Drache)
Der Geist der Madame Tilda
1Musiker
1 Kommentator, Rezitator
Schauplatz:
Die Ebene (Prilep und Bitola).(albanisch: pellgu: Teich; griech.: pelagos: Meer)
"Die Karosse rollt durch das Innere der Nacht "(Orginalton: Ismail Kadare)
Ringsum Finsternis, Lichteinbrüche, wenn Wolken Mondlicht durchlassen: "auf einsamem Lichtstrahl fährt die Karosse des kaiserlichen Kuriers" (I. Kadare),
Karosse: ein 1970er Buick Riviera mit V8 Motor.
Im Fond des Wagens Karol Katai links, neben ihm der Kopf des westlichen Putschisten John Baquera in einer Box.
Auf der Bühne der Wandschirm (mit dem Tuschemuster im "Eineckkstil" von Adi Meier-Grolman), Treppenstufen rechts, das Ende eines Brückenpfeilers links, davor steht, kauert der Chor der drei Bauern. Hinter ihm blinkt die Wasseroberfläche, vor ihm scheinen die Wellen der Ebene auf. Die Musik von Germaine Sijstermanns eröffnet das Spiel, die erste wie alle weiteren Szenen: d.h. nach 30 Sekunden mit der Musik der Stille, der Nacht und des Windes ertönen die Stimmen, Dialoge, Geräusche, das Gezänk der Händel, die Laute der Stadt, hektisch, kakophon.Der Motor eines 8 Zylinders!
2 Soldaten und ihr Chef sprechen:
Die Soldaten springen in die Löwenhaltung. Trommeln.
1.Szene |
1.Take
2 Soldaten und der Karol Katai:
1000 Kilometer,die Motoren,
Acht Zylinder. fressen das Land.
Von der Spree an den Tigris.
Heute sind wir am Evros
Wir zeigen den Kopf des Putschisten.
Dem Präsidenten bringen wir den Kopf.
1.Szene |
2.Take
Die Bauern trommeln nach unten, sie richten sich auf zur Gefiederten Schlange, sie sprechen:
Der Chor der drei Bauern:
Ja, die Landfresser kommen. Sie fressen uns auf
Vor dem Fluss stehen wir am Wegesrand.
Wir schauen den Kopf des Putschisten
Wir wollen Gesetz. Haß, Wut, Mitleid hält uns unten.
Zwischenraum, in den ein Kommentator spricht:
"Lampiao und seinen Genossen wurde der Kopf abgeschnitten und in Blechkanistern mit Lysol aufbewahrt. Die Armee zeigte sie auf den Marktplätzen für Geld" Das geschah in Brasilien. Man stellte in einem Zelt einen Tisch und eine Kerze auf, zog den Kopf aus dem Eimer und nahm Eintritt für das Spektakel."
(Hubert Fichte, Explosion. S. 113)
1.Szene |
3.Take
Stille, Nachtgeräusche, leises Blubbern des V8 Motors! Scharfe Trommeln
Soldat 1:
Wir sind die Soldaten des großen Katai.
Präsidenten zittern, wir folgen Katai. Wir sind gerüstet die Heere des Präsidenten zu schlagen. Wir setzen auf den Putschistenführer.Vor der Entscheidung.
Wir sind bereit, wir werden unser Ziel erreichen..
Soldat 2:
Der Präsident hat die Hauptstadt verlassen.
Er wartet in seinem Urlaubsort auf meine Botschaft.
Sie wird ihm Glanz verleihen. Sein Sieg bringt ihm Märkte.
Fahrer: Bald erreichen wir die Grenzstadt. Wir
werden uns am Evros erfrischen. Noch habe ich dem Tundsch nicht gesagt,dass Madame Tilda ihn dort an der Brücke erwartet.
Chor:
Wir treffen den großen Katai auf unserem Land.
Dem Weideland, dem Niemandsland. Unweit der
Brücke über den Fluss warten wir. Im Öl- und Gasland, Im Land der Pipelines. Im Land das sie uns stehlen.
Wir wollen den Kopf sehen. Einen Blick auf den Kopf, den Kopf des Großgrundbesitzers und Gouverneurs unseres Landes, den Dieb unseres Landes.
Tiefe Trommel
Zwischenspiel
Atempause
Kurier Katai (Waki):
Hier neben mir im Fond des starken Buick Riviera liegt der Kopf des John Baquera mit Schnee,Honig und Salz bedeckt. meine Geliebte Tilda, weißt
du, was mir dieser Kopf bedeutet?.
Soldat 2:
Madame Tilda tritt in die Ebene vor dem Brückenkopf.
Sie sieht den Kaiserlichen Kurier, der auf den Kopf konzentriert ist Ich denke, ich lenke sie ab.
(Karol Katai schreitet zur Mitte der Bühne von Tilda weg, kniet dort nieder, verbeugt sich und wendet sich an den Kokata; das heißt: er spricht ihn an, wie man ein Orakel anspricht, mit Feuer)
(Ein Kokata ist in unserem Fall ein Bündel, eine Verpackung, aus der ein Kind-Wesen steigt, Idol, Orakel)
Soldat 1:
Herr, erlaubt mir, Euch etwas zu sagen. Madame Tilda ist hier.
Gewiss wird sie Euch weiter begleiten wollen. Doch zum jetzigen Zeitpunkt ist dies gänzlich unpassend,
und so denke ich, dass ihr sie sogleich in die Hauptstadt
zurückschicken solltet.
Kokata:
Es soll geschehen, wie Karol Katai es will.
Soldat 1:
Ich habe verstanden.
Chor:
Was war das? ein Opfer Ritual? Woran soll uns dieses Ritual erinnern oder ist es bloß
EIN NEUES LEERES SPEKTAKEL vor dem wir uns
nicht fürchten müssen? ODER RÜHRT
die Schönheit uns des Rituals? Die Schönheit, die andere besitzen, die uns erfreut, für die wir sterben.
Gebläse Sound aus einem tibetischen Kloster, der mit dem Beginn des folgenden Gesprächs endet
2.Szene
Alle schreiten zum Platz vor dem Chor. Karol Katai begibt sich in den Hintergrund vor der linken Seite der Bühne, kniet dort nieder, tritt dann wieder vor und steht am JOZA – Platz
Katai:
Über die vom Winter und Krieg verfinsterte Ebene
heult in tausend Sprachen ein ferner Februarwind.
Unser Gefährt scheint mit ihm mitzuhalten.
Und im schwarzen Schnee, der neben uns wirbelt,
leuchtet der Kopf wie eine Wunderlampe.
Ich betrachte und fühle den Kopf. Ein Kunstwerk.
Mein Geist tritt aus mir heraus. Ich liebe diesen Rausch.
Geräusch des Windes, Sand auf dem Trommelfell
Chor der drei Bauern, die wie ein krüppeliger Knick vor dem Wagen auftauchen:
Im Angesicht der Erwartung bewegen wir unsere Glieder
mühsam und schwer wie nach großem Schreck.
Unsere Stimmen erklingen dünn und unsicher:
wir bitten den Kopf des John Baquera erblicken zu dürfen. Wir teilten Tee mit Madame Tilda,
die aus dem Haus gekommen ist, um den großen
Katai hier draußen zu erwarten
Madame Tilda :
Die finstere Nacht teilte ich mit den Bauern. Sie pflegen Gemeinsinn und wissen Wärme zu geben.
Ihre Gruppe hält dem Wind stand. Es ist
die Armut, die sie lehrt, Teil von Zeit und Ort zu sein.
Wakitsure Soldaten :
Wir sind erstaunt Euch in der wüsten Ebene zu finden,
Madame Tilda. Wir sprechen für unseren Herren.
Madame Tilda:
Wakitsure! Euch habe ich gar nicht erwartet! Weswegen kommt ihr als Boten zu mir?
Wakitsure: (Ordonannzen):
Nun, wir sollen Euch folgendes von unserem Herren sagen: dass Ihr ihm bis hierher gefolgt seid, hält er
wirklich für sehr lobenswert, doch wenn Ihr den Strapazen trotzend, ihn weiter begleitet, wäre das seiner Meinung nach nicht schicklich. Kehrt sogleich in die Hauptstadt zurück, lässt er ausrichten.
Madame Tilda:
Wenn ich die Dinge recht bedenke, so ist dieses
Ansinnen typisch für meinen Freund.
Ich werde ihm selbst antworten. Gebt ihm Bescheid.
Karol Katai befragt derweil das Orakel. Der Name des Orakels ist Kokata. Wenn er sich zeigt, nimmt Der Kokata die Gestalt an, die ihm passt. Er tritt dann aus der mit Holzstäben ummantelten Opfersäule hervor. Glücksache.
Karol zum Kokata:
Madame Tilda ist gekommen und will mit mir sprechen
Karol zu Madame Tilda:
Du bist es Tilda? wegen eines geheimen Auftrags war ich zur Reise gezwungen, musste ich die Hauptstadt verlassen. Deine Entschlossenheit, mir über
die weite Entfernung zu folgen, ist ausgesprochen erstaunlich, doch erscheint es mir nicht praktisch, wenn Du der rauen Ebene und mir trotzt, und mich weiter begleitest. Kehre um und warte auf mich in der Stadt.
Madame Tilda:
so enttäuscht und beschämst du mich. Ich bin traurig.
Kokata wendet sich an den Waki, der sich von Tilda zu Kokata dreht und sich verbeugt)
Kokata:
Katai!
Katai Waki:
Hier, zu eurer Verfügung.
Kokata:
Biete Tilda Reiswein an.
Katai:
Das werde ich tun!
Waki Karol Katai erhebt sich nach der Rede und wendet sich an Madame Tilda, die immer noch in der Bühnenmitte sitzt. Den Tee bietet Katai mit einem Gesang an(Shizuka ni koso)
Katai:
Der Wagen rollt. Schatten flitzen im Licht.
Es scheint: Dein langes Haar streift meinen
Rücken, obwohl du fern von mir bist. IM Mond
sehe ich deinen weissen Leib. Herrlich
ist es im Sonnenaufgang in deine Augen zu
blicken. Wie sehne ich mich nach dir.
Katai:
Wahrlich, das ist die Schale mit Chrysanthemenwein,
die ich zum Abschied hebe. Euch, Tilda, biete ich sie dar. Denn Ihr, die ich verlassen muß, Ihr habt mich sehr
berührt. Eure Schönheit ist mächtig, da ihr klug seid,
elegant und mich überrascht in Eurem Tun und Treiben.
Tilda:
So ist das nun der Abschied von meinem Gefährten.
Untröstlich strömen mir die Tränen die Wangen herab und vor lauter Tränen, muss ich schluchzen.
Katai:
( der noch immer in seiner Ekstase ist und den es anwidert, sie aufgeben zu
müssen), ist beherrscht, kehrt sein hassvolles Inneres hervor und trifft auf eine Tilda, die bereit ist zu kämpfen:
Katai:
plagt mich nicht. Oder seid ihr bereit, sich meine Mühe und Einsatz anzueignen?
3.Szene
Waki und Tilda treten an zum: Traumliebeskampf. Hypnerotomachie: Heftiger Trommelschlag. Im Kampf, der folgt, dargestellt als Kriegstanz, in dem Katai und Tilda Schwerter heben und drehen, halten die beiden folgenden Dialog (anwachsende Trommelei)
Katai Waki:
Vor meinem inneren Auge entsteht ein unwirkliches,
zähflüssiges Wesen, das sich zwischen zwei Kontinenten
dehnt und dabei länger und länger, unentwegt dünner
wird, sich verflüchtigt und sich von Augenblick zu Augenblick mehr in ein Himmelselement verwandelt,
etwas zwischen einer aschefarbenen Wolke und dem
Schwanz eines Kometen. Ein Planet: Die Macht.
Madame Tilda:
Ich sehe im Gesicht meines Liebsten den Geist, der die Miene kalt und starr macht. Es ist seine unselige Ekstase nach der ergiert, verliehen von dem abgeschlagenen Kopf, den er in der Dunkelheit berührt. Das hohle Sausen des Windes zeigt, dass sich in ihm Kraft und Gestalt eines Drachen formt: da folge ich ihm!
Katai Waki:
meines Atems Kraft lenke ich in die Kraft eines Riesen. mit der Übergabe des Kopfes wächst mein Einfluss. Der Präsident wird mir seinen Erfolg belohnen. Vorher muss ich wachsam bleiben und Gefahren trotzen. Wie soll ich mit Tilda selig Rauschende Feste feiern, wenn dieser Kampf nicht für mich entschieden wird?.
Tilda:
wenn ihn der Rausch versteint, verlasse ich sein Herz & wende mich der Erfolgslust zu. Die Firmen, für die ich disponiere, werden mir meinen Coup dann lohnen.
An seiner Stelle übergebe ich den Kopf!
Das werden sie zu schätzen wissen!
Madame Tilda kämpft in der Aureole einer Krake, sie ist inzwischen, wir ahnten es, ein Idol, ein Dschinn
Madame Tilda :
Dies ist die Stunde da sich unsere Liebe offenbart. Denn
ich zeige Katai mein wahres Wesen. Nehmt mich mit zum Präsidenten und lasst mich deinen Einsatz sehen.
Katai :
Der Kopf ist unterwegs nach Asien, doch der Leib bleibt
In Europa. All meinen Wagemut brauche ich für meine Politik. Die Liebe hat da keinen Platz. Bleibe hier im nächsten Brückenhaus und warte auf mich….
Madame Tilda :
Du hast die Macht nicht, mich brüsk von dir zu weisen.
Katai :
Sprich Gedichte, gehorche. Sei Geisha, male, tanze,koche Tee!.
Madame Tilda :
Rede ich mit einem Monster. So will ich auch eins sein.
Schließlich schlägt Tilda-Krake dem Katai mit dem Kometen-Schweif den Kopf ab und setzt. Katais Leib in ihrer Aufgeregtheit den Kopf des Baquera auf. Der Chor, der den Kopf von Katai erhält, übernimmt ihn im Korb, in dem Baqueras Kopf ruhte.)
Ende der Trommelbegleitung, Stille:
Chor:
Ihr habt den Kopf falsch angeklebt, Madame Tilda. So hat diese Geschichte ein Ende. Und setzt sich hier wieder fort. Für uns hat sich
Das Spektakel gelohnt. Lob & Preis.
Madame Tilda (in ihrer alten Form) :
Deinen Leib besitze ich, Karol Katai, der trägt nun den Putschisten- Kopf an unser Ziel. Mithin
reise ich nun in deinem Auftrag
Deinen Kopf sollen die Bauern dem Brückenwart zur Verwahrung geben, ihm werde ich, wenn ich zurück bin, einen neuen Körper geben.
Und jetzt höre das Gedicht, worum du mich gebeten hast:
Rilke:
Shite
"Sehnt es dich aber, so singe den Liebenden; lange noch nicht unsterblich genug ist ihr
berühmtes Gefühl; jene, du neidest sie fast,
Verlassenen, die du so viel liebender fandst,
als die Gestillten. Beginn` immer von neuem
die nie zu erreichende Preisung; denk: es er-
hält sich der Held, selbst der Untergang war ihm nur ein Vorwand zu sein: seine letzte Geburt. " (Rilke)
Chor:
Ist es das, was wir zu sehen hoffen.? Oder gibt
uns Tilda eine Chance, indem sie uns als ihre Soldaten bestellt? Können wir durch Tilda Eigner unseres Landes werden?
Kokata:
Nein, Dies ist der Tod, und wenn die Seele weicht, kehrt sie nicht mehr zurück in die Wirklichkeit. Wir wünschten, sie täte dies im Tanz. So tanze uns den Tod, Mathilda, verkürze so die Zeit, die Tundsch im Totenreiche weilt.
Sound: Festliches Gebläse. Katzenjammer.
4.Szene
Tilda:
Ich bin zum Tanze nicht aufgelegt
Chor:
Wie schämt sie sich, die Ärmel zu schwingen
Tilda:
Ich hörte sagen, dass einst Karol Katai Königsmacher genannt wurde…
Chor:
Und am Evros in der pelagonischen Ebene
Den Geistern anheim fiel, so dass die Pläne,
die er geschmiedet hatte, ins Wasser fielen.
Wie stärken wir die Macht Tildas nun, dass wir wir nicht Opfer des Prtäsidenten Rachefeldzugs werden? Tundsch hätte Minister seines Landes
werden können. Was wird Tilda?
Tilda:
Verlasst euch nur auf mich, wie in der Steppe
Auf das heilkräftig wuchernde Wohlkraut:
Es bleibt die Türbe hier an den Schlimmen Wassern stehen/ wo mein schwarzer Schleier
den weißen Leib des toten Katai bedeckte,
als ich den falschen Kopf am Hals ansetzte.
Kein zurück! Ich gehe mit John Baquera.
Ich war so stumm vor diesem Menschen,
dass das Gespenst, das ich erzeugte,
mir mehr und besseres Leben versprach.
War dieser Katai nicht immer Meilen weg
im Nirgendwo, bezaubert von abgeschlagenen Köpfen, als dass er sich in meine Locken vernarrte? Kalt fühlte er sich an, zuckte zurück,
wenn ich ihn berührte, murmelte,
die ganze Welt sei eine gigantische Mumie.
Mein Versprechen breche ich sofort, ich steige in
diese Kutsche wie in ein neues Unternehmen ein, ab jetzt heißt mein Begleiter: John Baquera!
Chor:
Ist sie auch immer gut für eine Extra-Show, so
wissen wir doch nicht, ob das gut ist für uns, wenn sie sich auf dieses Abenteuer einlässt.
Shite Matilda:
Es bleibt das Risiko! Es ist der Freiheit wert. Wenn das erhabene Lied des Mutes gesungenwird, denken neue Knechte an eucht!
Chor:
Tilda weint und lacht in einem fort…
Sie hat ihren Liebsten verloren. Wird sie mit unserer Hilfe die Macht über das Heer erreichen und schätzen? Wird sie nach dem Sieg für uns da sein und werden wir zu unseren notwendigen Tätigkeiten als Ernährer des Volkes zrückkehren?Oder bringt sie die Putschisten zum Präsidenten, und stärkt mit ihnen ihn im Krieg und kehrt mit dem Geliebten dann zurück ins Totenreich ein?
5.Szene
Der Kopf Katais auf einen Sockel am Brückenkopf gesetzt beleuchtet von dort Wasser und Teile des Nichts in der Ebene. Der Kopf des Toten Putschisten sitzt neu belebt auf dem lebenden Hals des enthaupteten Katai. (Tildas Operation nach dem Alten v. Trapezunt) .
Der neue Waki John Baquera
Wüsste ich mehr von meinem Traum,
so würde mich dieses Jucken, das mir vom Leben bekannt ist, wohl mehr begeistern. Fürs erste bin ich froh, dass hier der Raum scheint, die Sinne zu üben.
Soldat 1:
So bleiben wir hier über Nacht und bedenken
zusammen die Ereignisse und was für uns sich
daraus ergibt.
Soldat 2:
Du bist nicht länger Katai, du bist Baquera,
und die Überraschung am Evros wird nicht übel
ausfallen. Sind wir auch Beamte des Oststaates,
so müssen wir doch unsere Chancen wägen...
Soldat 1:
...zu überleben. Denn ich weiß ein Heer vor uns und eins dahinter. Ich weiß nun nicht,
welches stärker ist?
Waki Baquera:
Das weiß ich nicht. Doch traue ich auf das, das
folgt. Ich spüre, ich bin zurück im Ring und
noch einmal sterben, macht mir nix.
Soldat 1 :
So trauen wir mit dir auf die Kraft des Zaubers,
auf das Entsetzen, das die im Osten packt, wenn
sie sehen, dass du nicht umzubringen bist.
Madame Tilda :
Ich fühle so menschlich mich, weil ich zweifle.
Im Scheine dieses Kopfes, den ich immer liebte,
fällt mich die Angst vor diesem Neuen an.
Soldat 2 :
Der Wagen röhrt und zittert, wie ein starkes Tier.
Auf die Fähre mit ihm. Baquera ist zurück im
Spiel. Wir steigen ein. Ade und los.
Waki John Baquera :
Halt, ein Opfer fehlt, das ein Versprechen ist.
Mein Herz ist faul, falsch sind meine Glieder.
Mein Herz ist hart und schwer, nicht mein,
Mein Herz schlägt fad, ich kenne es nicht wieder,
die Sprünge, die ich jetzt spüre in mir,
wie Blitze, Güsse, Wasserfälle: die künden wohl
davon, dass Gier, die seine war jetzt meine ist
und mich durchbricht, wie heftig, fühlt sich an
wie Qual, will enden, will von mir gebändigt sein.
Umkehren? Flucht nach vorn? was mich zum
Präsidenten zieht, es ist der Schock in seiner
Miene, die Angst in ihr, dass er mir ausgeliefert
ist, es gilt die Heere in den Kampf zu führen,
solange sein Heer schwach ist.
und meines schneller bei der Hand.
mein Herz setzt aus und schlägt verquer
Mein Gott, ich bin der Geist, der Macht macht.
Das mir der Kopf so schief vernäht, wächsern,
starr, ist dem wurscht doch ist mein Leib stark und gesund, fängt seines
wilden Herzens Schlag schon auf, pulst bis unters
Dach das Zittern, von dem er lebt. ICH: Leben
will kein zweites Mal verspielt sein. Siegen will
ich spüren, wie denn? Land gewinnen und
Lächeln noch dazu: 1000 Gewehre, die einer
Armee von Bauern, bereit gestellt sind,
deren Herzen verzagt und zahm der Erde voll!
schwer sie liegen bereit, Waffen bezahlt,
greift einen euch, ihr Wakitsure, tötet ihn, er wird ein Tempel sein den andern und
unsere Blutschuld wird sie binden treu an uns
und ihr Lohn, geht mit Geld, sorglos um
nährt sie, so werden sie ausbluten für unsere Idee
und aufgehen im Heer der westlichen Allianz,
führt den Sultan in den Hinterhalt…zu mir, wo
ich neu geboren bin aus Scham und Wut, da haut
den Sultan tot, jetzt aber nehmt den Bauern, lasst
Schreie stehn und leere Hüllen hier in der Wüste.
Soll Tilda steigen. Ich sinke gern.
Sie Köpfen einen Bauern, umwickeln ihn mit Tüchern, setzen ihn, Grabbündel, erhöht ab
Still
Chor :
O weh.Für uns ist gleich wer kommt und geht. Im
Kampf gehen die Lichter aus, wir dorren wie
der Boden, vom Blut, das wir vergießen. Nehmt
den Rest des Katai. Legt ihn in das Boot. Was
braucht er mehr jetzt als ein Wiegen.Tilda dazu.
Für uns ist Festzeit jetzt, so feiern wir ein Fest.
Epilog
Der 1. Bauer des Chors spricht:
Ein Gedicht von
Aldi Podrimja, Berlin, 22.6.1992
Geschicke
Ich passiere die BERLINER MAUER
Auf Zehenspitzen
Eine Rose in der Hand
Und fürchte ich verletze
gefallene Seelen
überwinden wollte ich
auch die ALBANISCHE MAUER
vor die Füße fiel mir
mein Kopf in Blut gebadet
Eine Frau in Schwarz
auf Hügeln Feldern
sucht mein Grab
Und mein Körper
Jeden Tag erwacht er mitten unter euch
Ein schrecklicher Torso der Zivilisation
Beunruhigt es euch nicht
Dass meine Verstümmelung
Anklagt
Madame Tilda (am Schaft einer Fahnenstange) spricht:
Das Heer hat sich wacker geschlagen.
Fürs erste weichen die vereinigten Heere der United Fruit Company.
Entscheiden werden unsere Netztruppen.
Ihre Bilder werden neue Kämpfer rekrutieren.
Nie mehr wird eine fremde Fahne wehen über diesen Grund.
Hans-Werner Bott
DIE NACHT DES IDOLS | Butoh Box Theater
Nach Motiven des No-Spiels "Funa Benkei" in der Übersetzung von Dr. Heinz-Dieter Reese
und des Romans "Der Schandkasten" von Ismail Kadare